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Warum ich nur trübe Direktsäfte trinke
Im Saftbereich gibt es bisher bedauerlicherweise recht wenige Halal-Zertifizierungen. Das liegt vor allem daran, dass die meisten Säfte die Halal-Kriterien gar nicht erfüllen können.
Ein Fruchtsaft aus Konzentrat muss zwar zu 100% aus Konzentrat und Wasser hergestellt werden, aber das bedeutet nicht, dass dem Fruchtsaft nichts hinzugefügt wird. Daran ist der Verbraucher, der über das ganze Jahr immer den gleichen Saft mit dem gleichen Geschmack trinken möchte, nicht ganz unschuldig. Soll z.B. ein Konzentrat aus Südamerika nach Deutschland trabsportiert werden, wird der Saft vereinfacht dargestellt in drei Fraktionen aufgeteilt: Wasser (der absolut überwiegende Teil, der in Südamerika bleibt, um Transportkosten zu sparen), Alkohole (in jedem Fruchtsaft befinden sich sehr geringe Anteile natürlicher Ethanole, die nicht aus der Gärung stammen und als natürliche Bestandteile halal sind) und das Fruchtkonzentrat selbst. Hier in Deutschland kommen nur die letzten zwei Fraktionen an. Sie werden hier wieder mit Wasser (aus Deutschland) zusammengemischt.
Eigentlich sollte jetzt alles OK und halal sein. Aber jetzt kommt der Verbraucher und verlangt das ganze Jahr über immer den gleichen Geschmack. Das ist aber bei einem Naturprodukt kaum realisierbar, da die Frucht im Sommer anders schmeckt als im Winter und auch der Ethanolgehalt je nach Sonneneinstrahlung variieren kann. Um das auszugleichen dürfen die Safthersteller folgende Maßnahmen ergreifen. Sie dürfen z.B. etwas externen Ethanol hinzumischen (falls z.B. die Charge extrem wenig Ethanol hat, was sich auf den Geschmack auswirkt). Jenen Ethanol bekommen die Safthersteller aus dem Überschuss der Bierherstellung, was ein Problem darstellt. Bis 2012 durfte sogar Zucker hinzugesetzt werden, um den Geschmack zu verfeinern, was zumindest in Deutschland nicht mehr erlaubt ist.
Bei Direktsaft, der auch Muttersaft genannt wird, ist das anders. Nach dem Auspressen wird der Saft filtriert (achtung dabei kann auch noch einiges schief gehen!) und im Idealfall sofort abgefüllt oder nach einem Zwischenlager abgefüllt. Einziges mögliches Problem ist dann noch die Filtration, die in Fällen, in denen ein transparentes Getränk erzielt wird, z.B. mittels einer Gelatinefiltratin erfolgt sein könnte. Bei Naturtrüben Getränken wird das nicht angewandt.
So lange es keine Halal zertfizierten Fruchtsäfte auf dem deutschsprachigen Markt gibt, ziehe ich daher naturtrübe Direktsäfte vor.
Dr. Yavuz Özoguz
Halal-Zertifizierer bei
www.halal-zertifikat.de

Eine Frage, die immer wieder aufgeworfen wird, ist diejenige, ob Direktsäfte auch Zutaten beinhalten können. Ja, sie können! So wird z.B. sehr oft Zitronensäuere, Ascorbinsäure aber bedauerlicherweise auch manchmale Aromen hinzugegeben. Daher warten wir auf die ersten Fruchtsafthersteller, die mit ihrem Halal-Zertifikat auf dem deutschsprachigen Markt vorpreschen werden. Erste Ansätze sind bereits im Gange!
Ein Halal Zertifikat ist nicht einmal nötig. "Vegan" oder "Vegetarisch" würde doch auch als halal gelten oder nicht ?

Bedauerlicherweise ist Ethanol aus Gärung zwar vegan aber nicht halal.